Anarchismus von Voltairine De Cleyre, 1901 Chicago
In ihrem Text „Anarchismus“ aus dem Jahr 1901 drückt die Poetin de Cleyre am Schönsten aus, was sie unter dieser Idee versteht: „Ein für allemal zu erkennen, dass man nicht ein Bündel wohlgeordneter kleiner Verstandesgründe im Vorderstübchen des Gehirns ist, das Predigten braucht und mit Schulbuchweisheiten in Ordnung gehalten werden muss oder durch Spitzfin digkeiten in Bewegung gesetzt und angehalten, sondern eine bodenlose Tiefe voll fremdartiger Empfindungen, ein aufgewühltes Meer des Fühlens, wo unaufhörlich Stürme unerklärlicher Wut und unerklärlichen Hasses toben, unsichtbare Ver krümmungen der Enttäuschung, Niedrigwasser der Gemeinheit, unkontrollierba re Erschütterungen der Liebe, ein Sehnen, Stöhnen, Schluchzen, die das innere Ohr quälen, das sich zum ersten Mal herabbeugt um zu lauschen: als würde sich alle Traurigkeit des Meeres mit dem Wehklagen der großen Pinienwälder des Nordens vereinen, um gemeinsam in jener Stille Tränen zu vergießen, die du al lein hören kann...