zur Kritischen Theorie und Befreienden Pädagogik im Theater der Unterdrückten


Die Älteren in unserem Land können sich noch an die Aufregungen um die "Frankfurter Schule" erinnern, wie die Kritische Theorie in der Auseinandersetzung des Kalten Krieges als Marxismus und Ost-Feind abgetan wurde, statt sich mit den Gedanken, Ideen und Konsequenzen zu beschäftigen.

Die Namen Adorno, Marcuse und Horkheimer waren so emotionsgeladen wie Rudi Dutschke, Benno Ohnesorg und später die RAF, und alle Staatsmedien verteidigten das Schweigen zu #Postfaschismus und der Fortsetzung des "3. Reiches" in Justiz, Parteien, Polizei und Geheimdiensten.

Die Aufklärung der Nazi-Verbrechen wie durch Fritz Bauer wurde behindert, die Erträge der Zwangsarbeit bilden bis heute die Vermögen der Reichsten im Lande.

Auf diesem Hintergrund kamen wir in den 1980er Jahren mit Augusto Boal und dem Theater der Unterdrückten aus Brasilien, und nur die kirchlichen Akademien und Jugendverbände öffneten bereitwillig ihre Programmplanung, weil sie die Grundlagen der Befreienden Pädagogik von Paulo Freire denken konnten: 

Solidarisch mit der Entwicklung der poetischen Theologie der Befreiung, wie sie nicht nur aus Nicaragua von Ernesto Cardenal bekannt wurde: Leonardo Boff und die Basisgemeinden ...

Eigenständiges Forschen und Lernen, demokratische Beteiligung, vor allem auch der Jüngeren und Frauen, passten zu den Zielen, die sich die Jugendverbände und Akademien gegeben hatten, bis heute im Gegensatz zum staatlich kontrollierten Hochschulbetrieb, der damals methodisch weitgehend zum Abfüllbetrieb der Berufsvorbereitung degradiert wurde.

Kritische Theorie entstand aus Aufklärung und Psychoanalyse

Es gab wichtige theologische Tabus an den damals kirchlichen Hochschulen in der Medizin: Anatomie gab es nur von außen, den Körper öffnen war verboten gewesen, und noch länger, alles nur in moralischen Kategorien von Gut und Böse, Sünde und Verfehlung zu denken. Bis heute ein Problem der Justiz.

Der russische Adels-Spross Michail Bakunin war so von Hegels Gedanken begeistert, dass er sie in seinem Umkreis übersetze und verbreitete, dann in Berlin, Paris, Dresden, wo immer sich Arbeitende, Barrikaden oder Kreise für Genossenschaften fanden.  

Aufklärung (in anderen Sprachen Enlightment etc.) verbreitete sich ab 1700 und wurde seitdem entsprechend von besitzendem Adel und den Kirchen bekämpft, denn die alte Ordnung der Autoritäten ist für sie lukrativer.

Der Blick auf die Reaktion der Militaristen und den Faschismus wurde nicht zuletzt von den Psychoanalytiker*innen geübt und ab 1970 von aufgeklärten Blättern verbreitet, 2020 trauen sich auch immer mehr junge Historiker*innen an die Tabu-Themen der Großeltern, die wie die "Ehre der Wehrmacht" an manchen Orten in einer irren Partei immer noch verteidigt werden.

Dazwischen landeten wir mit dem Theater der Unterdrückten, in der Bildungs-Praxis meist als Forumtheater benannt, auch als Aktionstheater, wo staatliche Finanzierung gefährdet erschien. Niemand sprach offen über den "Marxismus", den sie Augusto Boal und Paulo Freire unterstellten, den wie im schlichten Feindbild der Nazis gab es nur "Bolschewisten" und "Kommunisten", die unsere Wirtschafts"Ordnung" in Frage stellten.

Wir übten Sprachregelungen, erklärten den südamerikanischen Hintergrund des Wortes "Unterdrückte" in der Gleichung mit den "Armen" des Evangeliums, wie es in den kirchlichen Kreisen üblich wurde, und mit dem Kampf gegen dortige Militärdiktaturen.

Die standen damals durchaus in den Zeitungen, denn die freundschaftlichen Waffenlieferungen durch Franz Josef Strauß waren durchaus stolz präsentiert, doch wenige trauten sich, wie die Rüstungsexportkampagne beim Katholikentag Aachen 1988 an solche Themen.

Da-zwischen politische Bildungsarbeit, wo andere ewig mit Ost-West-System-Vergleichen langweilten, der Kalte Krieg die Politik beHERRschte, die wenigen Frauen die gleichen Kamellen absonderten: Der Bayrische Rundfunk kam sogar zur Tagung der Evangelischen Akademie ins Schloß Tutzing, Moritz Hohlfelder interviewte mich in der Mittagspause am Seestrand ... 

Theater der Unterdrückten 

Eine Zwischenbilanz nach 15 Jahren, 1996 in der zeitschrift für befreiende pädagogik:

es braucht mut, glücklich zu sein

 

 

  

 

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